RUNDGANG
DURCH DIE KIRCHE
 
Vom Haupteingang aus kann man recht deutlich die drei verschiedenen Bauabschnitte der Kirche erkennen:
 
Das Langhaus mit den Kirchenbänken steht teilweise auf romanischem Fundament, erhielt aber seine jetzigen Ausmaße am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Turm, der jetzt als Altarraum dient, stammt aus romanischer Zeit und hatte ursprünglich die Funktion eines Wehrturmes. Der Seiteneingang wurde erst später eingebaut.
Kirchenbänke, Volksaltar mit Ambo und Session wurden bei der Kircheninnenrenovierung 1988/89 neu angeschafft. Der Fußboden stammt vom ortseigenen - jetzt aufgelassenen - Marmorsteinbruch auf dem Engelsberg (Fischauer Vorberge). Dieser "Engelsberger Marmor" wurde unter anderem auch im Inneren der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt und des Wiener Südbahnhofs verwendet.
 
Rechts unter der Orgelempore ist ein Steinrelief aus dem 17. Jahrhundert, das die Verkündigung Mariens darstellt. Es wurde 1939 von einer Ortskapelle in die Kirche übertragen und 1989 an dieser Stelle eingemauert.
 
Die rückwärtigen Glasfenster zeigen Darstellungen der Zisterzienserabteien Heiligenkreuz und Neukloster. Beide Fenster wurden, wie auch die übrigen im Langhaus, im Jahr 1943 durch die "1. Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt Innsbruck" hergestellt.
 
Das Fenster rechts vorne ist eine Darstellung des Hl. Benedikt (der Zisterzienserorden ist ein Reformorden der Benediktiner, gegründet 1098 in Citeaux) mit einer Abbildung der Pfarrkirche.
 
Das zweite Fenster auf der rechten Seite zeigt den Hl. Augustinus mit einem Bild des Stiftes Seckau in der Steiermark. Es soll daran erinnern, dass die Pfarre viele Jahrhunderte lang von den Augustinerchorherren aus Seckau betreut wurde. Das Chorherrenstift wurde unter Josef II. im Jahr 1782 aufgehoben und 1883 mit Benediktinermönchen neu besiedelt.
 
Das linke Seitenfenster zeigt eine Darstellung des hl. Erzengels Michael, in Erinnerung an die ehemalige Michaelskapelle auf der Burg Emmerberg. Darunter die Stiftswappen von Heiligenkreuz (Schwurhand) und Neukloster.

Ebenfalls auf der linken Seite befindet sich die steinerne Kanzel in barocker Fassung mit der Darstellung der vier Evangelisten. Der Schalldeckel und die Rückwand stammen aus dem vorigen Jahrhundert, als die Kanzel von ihrem ursprünglichen Platz (an der Stelle des jetzigen Ambo) nach Vergrößerung des Turmbogens entfernt und an der nördlichen Seitenwand aufgestellt wurde.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

  

 
SEITENALTÄRE
 
Der linke aus dem Jahre 1687 stammende Seitenaltar ist dem Pestheiligen Sebastian geweiht. Nach der Pestzeit entstanden häufig Sebastianbruderschaften, so auch hier in der Pfarre (Sebastiankapelle in Stollhof). Über dem Altar befindet sich eine bildliche Darstellung der Krönung Mariens.
 
Der Marienaltar rechts birgt die Kopie der frühgotischen "Muthmannsdorfer Madonna" in barocker Fassung. Die Originalstatue wurde im Jahr 1968 gestohlen. Nach deren Rückerwerbung durch das Stift Heiligenkreuz befindet sie sich jetzt in der dortigen Abtskapelle. Über dem Altar ist eine bildliche Darstellung des Hl. Dominikus, der als Verbreiter des Rosenkranzgebetes gilt.
 
Über dem Eingang der Kirche ist die Orgelempore mit der im Jahre 1901 vom Orgelbaumeister Franz Capek aus Krems an der Donau erbauten Orgel (9 Register).
 

 

 

TURMVIERUNG

ROMANISCHE FRESKEN

 

Der Turm, der in seiner romanischen Bausubstanz erhalten blieb, birgt eine einmalige Kostbarkeit: die romanischen Fresken.

 

Diese mittelalterliche Wandmalerei (entstanden um 1250) wurde erst im Jahr 1939 bei der vorletzten großen Kirchenrenovierung entdeckt. Leider etwas zu spät: die Seitentür und Löcher für die Glockenstricke waren zuvor schon ausgebrochen worden.

 

Damals erfolgte auch eine Erweiterung des Turmbogens und die Entfernung der Kanzel.

 

In den Fresken sind die zwölf Apostel in vier Dreiergruppen dargestellt. Sie gruppieren sich um das in eine Gloriole gehüllte Lamm Gottes mit Kreuznimbus und Kreuzstab. Ob es sich hierbei um eine symbolische Darstellung der Himmelfahrt Christi oder des Pfingstfestes handelt, kann nicht eindeutig geklärt werden. Auf den Gewölbeanläufen finden sich die Evangelistensymbole: Mensch (Matthäus) - Adler (Johannes) - Stier (Lukas) - Löwe (Markus). Im noch erhaltenen Torbogen sind die Köpfe verschiedener Bischöfe und Heiliger in Medaillons abgebildet.

 

Die stilistischen Merkmale lassen auf direkten Einfluss italo-byzantinischer Mosaike schließen, wofür in erster Linie San Marco in Venedig in Frage kommen dürfte.

 

Die Fresken wurden im Jahr 2002 unter der Leitung von Frau Mag. Silvia Pflüger generalsaniert und dabei noch letzte, unter der Putzschicht versteckte Fragmente freigelegt.

 

Rechts in der Turmvierung befindet sich die romanische Sakramentsnische. Im Fußboden wurde der halbrunde Abschluss der ehemaligen romanischen Pfarrkirche in der Bodenverlegung angedeutet.

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
PRESBYTERIUM
 

Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche um diese gotische Halle vergrößert. An der Decke sieht man gotische Rippenmalereien mit Abschlusssteinen (Christuskopf und Fabelwesen). Ebenfalls aus dieser Zeit stammen der Steinaltar, die Sakraments- und Priestersitznische. An der Sitzhöhe kann man deutlich erkennen, dass das ursprüngliche Fußbodenniveau um ca. 3/4m tiefer gelegen war. Das stets aufsteigende Grundwasser machte im Laufe der Jahrhunderte die Erhöhung des Fußbodens notwendig.

 

 

Das Kreuz am Hochaltar ist spätbarock und die beiden Säulenfiguren (Joachim und Anna) stammen vom ehemaligen barocken Hochaltar, der im Jahr 1900 wegen der Wiederherstellung der gotischen Fenster abgetragen wurde. Die neugotischen Glasfenster (Glasmalerei A. Seipl, Wien) wurden 1905 eingesetzt.

 
Die beiden Grabplatten sind eine Erinnerung an den hier begrabenen Pfarrer P. Edmund Prigl (+1725) und das Kind Johannes Brassican (+1603) von der Burg Emmerberg.
 
Der ursprünglich an der Außenmauer eingemauerte Römergrabstein aus dem 2. Jahrhundert wurde im Jahr 1999 restauriert und konserviert und in der Kirche rechts im Chor aufgestellt.
 
 
BEICHT- UND TAUFKAPELLE
 
Ursprünglich romanisch, wurde die Kapelle in der Gotik umgebaut (Jahreszahl in der Gewölberippe: 1437). Über dem Seiteneingang finden sich noch Reste von Fresken (Kreuzigungsgruppe um 1300). Herkunft und Datierung der Abschlusssteine ("Burgfräulein") sind unbekannt.
 
Unterhalb dieser gotischen Kapelle befindet sich ein frühgotischer Karner (Beinhaus). Die dort aufbewahrten Gebeine stammen vom ehemaligen Pfarrfriedhof rund um die Kirche.